Machtmissbrauch! Was tun, wenn es stimmt? Teil 2

Machtmissbrauch! Was tun, wenn es stimmt? Teil 3

Lieber Leser, liebe Leserin:
Sie haben sich zum Glück (?) mit der Story in meinen beiden letzten Blogbeiträgen (Teil1/Teil2) die echt unangenehme Situation, dass eine Führungskraft aus Ihrem
Verantwortungsbereich ihre Macht missbraucht haben soll, nur mal so vorgestellt, statt sie selbst erleben zu müssen. Ich wünsche Ihnen auch, dass das so bleibt.
Denn falls Sie für andere Führungskräfte verantwortlich sind und diese Ihnen genau so ein Problem “bescheren”, dann entschließen Sie sich am besten zu folgendem Verhalten:

Prüfen Sie sich selbst!
Was sagt Ihr Bauchgefühl und warum? Hatten Sie eventuell bereits früher gelegentlich ungute, wenn auch diffuse Gefühle bezüglich der beschuldigten Person?
Gab es bei Gesprächen über diese Person schon Kritik, Bedenken oder deutlich zurückhaltende Äußerungen von Dritten?

Überlegen Sie!
Was sagt Ihr Compliance-System wirklich? Noch wichtiger: Wie wird es in der alltäglichen Praxis gehandhabt? Gibt es eventuell eine Kultur der akzeptablen
Regelverstöße, zu der Sie selbst beigetragen haben und worauf beruht diese “Entschuldigungskultur”? Von wem haben/hätten Sie generell Regelverstöße
akzeptiert und welcher Art dürften diese sein?

Ein Fehler, den alle begehen, wird schließlich als Regel anerkannt.
(André Malraux)

Verschaffen Sie sich Gewissheit!
Welche Tatsachen können Sie ohne Mitwirkung von anderen prüfen? Schließlich liegt ja eine schriftliche Beschwerde vor, über die Sie gerade informiert wurden. Je nach Art der Anschuldigung bzw. der Beschwerde können nützliche Informationen in verschiedenen Dokumenten gespeichert sein, über die Sie bereits verfügen. Weist z.B. Ihr Beschwerdemanagement auf weitere Zusammenhänge hin? Gab es mehrfach Fluktuationsprozesse aus ähnlichen Gründen?

Machen Sie sich Ihre Gefühle klar!
Sind Sie enttäuscht, wütend, überrascht, verzweifelt, hilflos oder fühlen Sie ganz anders? Ihre Stimmung ist wichtig, denn sie beeinflusst Ihr Denken und Handeln.
Sortieren Sie, welche Wirkung Sie sich wünschen (Emotion) und welches Ergebnis Sie brauchen (Lösung), ehe Sie weiter vorgehen.

Gehen Sie in sich und wechseln Sie die Perspektive!
Wie würden Sie sich fühlen,
– wenn die Beschwerde gegen Sie gerichtet wäre (begründet UND unbegründet)
– wenn Sie das betreffende Fehlverhalten selbst begangen hätten
– wenn Sie vermuten müssten, dass Ihr Vorstand oder andere übergeordnete Entscheider schon davon erfahren hätten
– achten Sie dabei auf Ihre Emotion ebenso wie auf Ihre Motivation und: Bewahren Sie Ruhe!

Das erscheint Ihnen unpassend? Sie glauben, das wäre nicht hilfreich?
Denn Sie wissen ja gar nicht, worum es geht?

Das ist der übliche Impuls, wenn wir von Vorfällen erfahren, die unseren Werten und unserem Moralempfinden widersprechen. Wir sind getriggert von Begriffen wie
kriminell, unfair, skandalös, haarsträubend, empörend usw. und möchten sofort überprüfen, ob diese Bewertungen angemessen sind. Wir wollen selbst entscheiden,
wie “schlimm” es ist – dazu müssen wir aber wissen, worum es wirklich geht, ob “es stimmt”. Denn davon hängt ja unsere Reaktion ab.
Wirklich?

Der schlimmste aller Fehler ist, sich keines solchen bewusst zu sein.
(Thomas Carlyle)

Wenn Sie (in Ihrer Vorstellung von der Geschichte) jetzt ehrlich zu sich selbst sind, merken Sie vielleicht: Das Thema ist deshalb so belastend für Sie, weil Sie sich
vergewissern wollen, dass Sie selbst nicht zu diesem Problem beigetragen haben. Sie sind sich dessen nämlich nicht ganz sicher! Es beunruhigt Sie, dass so etwas in Ihrem Verantwortungsbereich möglich war, dass Sie es nicht verhindert haben.

Liebe Leserin, lieber Leser, Sie können sich entspannen! Sie wissen ja – es ist nur ein Gedankenexperiment, zu dem ich Sie eingeladen habe. 

Jetzt haben Sie für sich Gewissheit, dass Sie derartige Situationen in Ihrer Führungspraxis vermeiden wollen. Sie wissen, dass Sie nicht als erstes von den
frühesten Anzeichen für Machtmissbrauch erfahren werden. Sie haben vielleicht die eine oder andere Anregung erhalten, worauf Sie vorbeugend achten können.
Natürlich ist Ihnen klar geworden, dass die Suche nach der Wahrheit “danach” nicht die beste Lösung ist. Denn: wenn es stimmt, ist es zu spät, es hat schon
stattgefunden!

Jeder Machtmissbrauch ist ein Prozess mit mehreren Beteiligten. Schnell wird man vom uninformierten Aussenseiter zum unbewussten Mittäter, wenn man zu spät
reagiert. Beugen Sie vor, seien Sie achtsam, schaffen Sie Vertrauen durch Transparenz auch bei geringfügigen Anzeichen und holen Sie sich zusätzliche
Kompetenz an Ihre Seite, dann können Sie auch ohne Medikament oder andere Hilfsmittel in Zukunft wieder besser schlafen und

entspannter Führen.

Sie wünschen mehr Informationen über die Probleme, die meine Klient*innen lösen konnten, nachdem Sie Fälle von Machtmissbrauch an mich herangetragen hatten? Wenn Sie genauer wissen wollen, worum es dabei ging, dann freue ich mich auf Ihren Anruf oder

Quellenangabe Bild:

Spiegel Titel Macht
Der Spiegel Nr.11/12.3.01
Titelseite Die Psychologie von Herrschaft und Unterwerfung
Foto: Rasmussen

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