Genau, das ist eine oft verwirrende Frage!
Vieles, was andere an uns falsch finden, ist es nämlich gar nicht. Nicht für uns und nicht für jeden. Da muss man schon genau hinhören: wer sagt es und warum? Hat der/die überhaupt Ahnung? Ist die Kritik berechtigt? Kann man sie entkräften? Oder darf man sie sogar ignorieren? Vielleicht gilt man dann gleich als arrogant und unbelehrbar?
Kritik ist ein ständiges Rauschen in unserem Alltag. Sie stört unsere größten Triumphe ebenso wie die kleinen Freuden. So wie im Konzertsaal das Knistern von Bonbonpapier keine Verlockung sondern eine Störung ist und der einsame Huster keine Anteilnahme, sondern böse Blicke erntet, so ist Kritik ein Störgeräusch in der Harmonie von Beziehungen. ”Einer meckert immer” war auf ein Parade-Handtuch gestickt, das bei meiner Großmutter in der Küche hing. Es sollte wohl darüber hinwegtrösten, dass manches eben nicht jedermanns Beifall findet.
Die “helfende” Kritik ist ein irreführender Mythos …
… den ein guter Coach schnell enttarnen kann. Die Frage lautet: Kann man aus Fehlern wirklich lernen? Ja, man kann – und zwar lernt man, wie etwas NICHT geht!
Nur: Dummerweise weiß man danach immer noch nicht, wie es geht. Man kann jetzt den nächsten Versuch starten (wenn man mit Ärgern fertig ist) und hoffen, dass es dieses Mal NICHT FALSCH ist. Man kann auch erst einmal Ursachen suchen, warum man es beim letzten Mal falsch gemacht hat. Oder man lässt sich geduldig von anderen (die es schon vorher gewusst haben) erklären, was man falsch gemacht hat. Vielleicht weiß man dann etwas besser, welchen Fehler man NIE WIEDER machen darf. Aber vielleicht lässt man es auch ganz sein, weil es ja ebenso gut wieder falsch werden könnte – wenn auch vielleicht auf ganz andere Art, oder in den Augen ganz anderer Kritiker!
Der Irrtum von der “helfenden” Kritik
Aus Fehlern zu lernen ist also ein unsicherer, ungenauer und aufwändiger Weg. Zusätzlich wird dieser Weg auch noch unangenehm, wenn zum Fehler die Kritik kommt, mit der einem andere “helfen” wollen. Dann hat man nicht nur den Ärger über den Fehler, sondern auch noch die Blamage, dass andere es gemerkt haben. Man hat das Gesicht verloren und ist durch die Kritik verletzt. Denn natürlich erwecken Kritiker leicht den Eindruck, dass Ihnen DIESER Fehler niemals passiert wäre und überhaupt auch niemals passieren würde. Gut geholfen! Jetzt weiß man zwar immer noch nicht, wie es besser klappt, aber man weiß immerhin, dass andere das zu wissen scheinen. Danke! Das wäre also zu vermeiden gewesen.
Sind Fehler wirklich überflüssig, oder ist eher die Kritik unbrauchbar?
Nun ja, wenn man davon ausgehen könnte, dass alle Erfahrungen der Menschheit immer unter den gleichen Bedingungen gemacht werden und die Schlussfolgerungen daraus jedem immer zugänglich und verständlich wären, dann wären auch alle Wiederholungen von jenen Fehlern überflüssig, die bereits einmal gemacht wurden. Doch: wer spricht schon über seine eigenen Fehler? Ist nicht manches, was unter bestimmten Bedingungen ein Fehler ist, unter anderen Bedingungen genau RICHTIG? Letztendlich: wer weiß denn wann, ob es ein Fehler war? Hinterher schlau zu sein, ist ja das eigentliche LERNEN! Wenn etwas klappt, dann wissen wir, dass es richtig war. Wenn es läuft, wie wir dachten, wenn wir Erfolg haben mit dem was wir tun, dann haben wir gelernt, wie es geht. Für dieses Mal! Und wenn wir besonders gründlich gelernt haben, dann wissen wir: Es hat dieses Mal unter diesen ganz bestimmten Bedingungen geklappt. Und deshalb werden wir beim nächsten Mal die Bedingungen genauer betrachten: sind sie anders, werden auch wir etwas anders vorgehen. Mancher nennt das Entfaltung!
Meine Einladung an Sie:
Wenn Sie aus meinen Beiträgen schon Tipps, Anregungen oder einfach hilfreiche Ideen zu richtig guten Chefbeziehungen bekommen haben (so dass Sie anderen Führungskräften jetzt besser mitteilen können, wie sie mit Ihnen umgehen sollen), dann freue ich mich auf Ihre Meinung unter: