Karin Rasmussen - Warum Coaching keine "Hilfe" ist.

Warum Coaching keine “Hilfe” ist …

“Ich will keine Hilfe… … weil ich nicht hilflos bin!” Diesen Satz sagte neulich ein Freund von mir in einer hitzigen Diskussion über die Frage, wie sinnvoll oder sinnlos Coaching ist. Er hatte gerade mal wieder eine Spam-Einladung von einem Esoteriker bekommen, worin ihm der einzig richtige Weg zur vollkommenen Glückseligkeit versprochen wurde.

... Der („weltbeste, tausendfach erfolgreiche“) Anbieter

… dieses Glückscoachings wollte ihm ganz persönlich HELFEN, endlich so zu leben, wie es seinen inneren Wünschen entspräche.

Jede Idee findet ihre Kunden ...

Natürlich waren wir uns einig, dass so ein Angebot seinen Preis nicht wert war. Und doch wussten wir beide, dass dieser Anbieter zumindest für eine gewisse Zeit Erfolg haben würde. Er würde Kunden finden, vielleicht viel Geld verdienen und sogar eine gewisse Fan-Gemeinde aufbauen. Denn es gibt sehr viele Menschen, die sich gerne helfen lassen wollen, weil sie sich selbst ihre eigenen Ziele gar nicht zutrauen. Bereitwillig folgen sie derartigen Angeboten sogar dann, wenn sie noch gar nicht wissen, welche Wünsche und Ziele sie tatsächlich haben. Sie wissen nur, wovon sie “weg” wollen. Vermeidung von Anstrengung, Risiko, Hindernissen ist wichtig.

Am besten ist aber eine Erfolgsgarantie. Jeder, der ihnen dazu irgendeinen Wegweiser anbietet, hat gute Chancen, sie als Kunden zu gewinnen. Bis sie beim Befolgen dieser “Hilfen” bemerken, dass Sie sich eher von ihrem eigenen Weg entfernen. Oder bis nach einiger Zeit eine neue Esoterik- Mode- Welle diese Fans und Kunden von dem einen Hilfe-Anbieter zu einem anderen spült. Aber bis dahin hätte auch dieser erste Weltklasse-Coach eine neue Idee und würde mit der nächste Masche wieder neue „Opfer“ finden. Dieses Stichwort war die Wende in unserer Diskussion.

 

Gibt es keine echte Hilfe?

Doch, es gibt sie – nur ist eben nicht alles, was gut gemeint ist, auch gut gemacht. Nicht jeder, der Hilfe verspricht, hilft wirklich. Im Gegenteil, manche Helfer denken dabei mehr an sich selbst, als an die, denen sie angeblich helfen wollen. Mein Freund erzählte mir, wie er selbst eine solche „Opfer“-Erfahrung gemacht hatte. Er war auf ein Angebot hereingefallen, das sich als reine Verkaufsshow herausstellte. Versprochen worden war eine personengenaue Beratung als Hilfe, den passenden Traumjob endlich zu finden und damit die eigene Karriere entscheidend zu beschleunigen. Da mein Freund damals gerade über einen beruflichen Aufstieg nachgedacht und noch keine genaueren Pläne mit seinem Master-Abschluss hatte, war er an diesem Angebot interessiert.

Er wollte sich „helfen“ lassen, zwischen seinen verschiedenen Interessen und Fähigkeiten die beste Kombination zu finden und damit die richtige Entscheidung bei seiner Bewerbung zu treffen. Dafür war er bereit, einiges Geld aufzuwenden. Und das Angebot klang vielversprechend.

Vorsicht vor der eigenen Angst!

Es war viel-versprechend, in der Tat! Aber die Veranstaltung lief anders als gedacht. Zunächst: keine Spur von personengenauer Beratung – der riesige Saal war voller Leute jeglichen Alters und fast aller Bildungsschichten und Berufsgruppen. Auf der Bühne tobte wie bei einer Oskar-Verleihung ein bunter Reigen von Leuten vorbei, die angeblich durch den gleich noch zu erläuternden Entwicklungsweg mit der alles verändernden HILFE des Super-Coaches unglaublich erfolgreich geworden waren. Und die jetzt vor lauter Glück und Reichtum nur noch ganz wenig Arbeit hatten, ihr Leben genießen konnten und von allein immer reicher wurden.

Mein Freund hatte inzwischen durchschaut, wohin er geraten war: da wurden neue Vertreter für ein Multi-Level-Marketing-Konzept (Verkaufen im Schneeballsystem) gesucht. Das wollte er nicht. Er blieb trotzdem. Denn es wurden unglaubliche Verdienstmöglichkeiten versprochen, wenn man erst durch die jetzt gleich noch zu buchende, hochpreisige Anleitung des Super-Coaches das Handwerk richtig beherrschte! Durch eine Tätigkeit, die angeblich ununterbrochen Spaß machen sollte, kaum Aufwand erforderte und zudem nebenberuflich in der Freizeit ausgeführt werden konnte. Also: Probieren kann man es ja!

Aus Erfahrung klug ...

Schon nach wenigen Tagen hatte mein Freund eingesehen, dass er aus Mangel an Erfahrung und trotz der teuren “Anleitung” des Super-Coaches in der Hoffnung, auf leichte Art schnell zu einem ansehnlichen Einkommen zu gelangen, leider Geld verloren hatte. Dieses Angebot hatte ihm keine Klarheit für seine Karrierepläne gebracht. Er wusste jetzt genau so viel wie vorher – denn dass er keinen Vertriebs- oder Verkaufsjob anstrebte, war ihm schon vorher klar gewesen. Und er hatte gesehen, dass außer ihm noch viele andere Leute der gleichen Versprechung aufgesessen waren. Auch sie hatten alle dafür bezahlt. Und auch für sie war dies keine Empfehlung für die Zukunft. Mancher, der sich dennoch auf diesen Weg begeben hatte, zahlte gezwungenermaßen sogar noch weiter – denn der Supercoach hatte natürlich nicht kostenfrei „geholfen“ und bestand mit Nachdruck auf seiner Coachinggebühr.

Ist Coaching Hilfe zur Selbsthilfe?

Manchmal wird Coaching so beschrieben. Dennoch ist seriöses Coaching anders: Es „hilft“ nicht, sondern es nützt! Und dafür wird alles angewendet, was an Potenzialen schon da ist. Gewissermaßen legt Coaching frei und lässt wachsen, was beim Coachee im Keim vorhanden, aber noch nicht voll entfaltet ist. Dabei muss manches Hindernis beiseite geräumt werden, was durch andere über diesen vorhandenen Potenzialen aufgehäuft wurde: geringschätzige und verletzende Urteile von Eltern, Lehrern, Vorgesetzten, aber auch negative Leitbilder oder Glaubenssätze, mit denen wir durch eine Vielzahl von Medien versorgt werden. All das, was eine Menge Unklarheiten erzeugt, die verunsichern und uns immer wieder an uns selbst zweifeln lassen. Mein Freund hatte sich ja auch HILFE bei der Suche nach dem für ihn RICHTIGEN Job gewünscht, weil er selbst sich diese Entscheidung gar nicht zutraute. Er hatte Angst, mit einer eigenen Entscheidung einen Fehler zu machen. Deshalb hatte der das (zu)vielversprechende Angebot gekauft.

Aber: Auf der Suche nach dem echten Selbst kann auch ein Coach nicht wissen, welches für seine Coachees der „richtige“ Weg zum Erfolg und zur Selbstverwirklichung ist. Ein Coach kann jedoch die Selbsterkenntnis fördern. Denn im Coaching wird mit Fragen gearbeitet, die den eigenen Blick auf sich selbst verändern. So wird klarer, was an Potenzialen, Stärken und Zielen tatsächlich da ist und bisher noch nicht deutlich genug gesehen werden konnte. Das Selbstvertrauen wächst, der Mut nimmt zu und endlich werden die nächsten Schritte auf dem eigenen Weg getan. Nicht, weil es ein Coach gesagt hat, sondern weil das Selbst erkennbarer geworden ist.

Wer kann Sie weiter begleiten, wenn es ganz besonders schwierig wird? Wer hat in solchen Situationen wirklich den Mut, das Selbstvertrauen und die Klarheit, welche Entscheidungen zu treffen sind? Ganz bestimmt niemand, der “weiß”, was für Sie richtig ist. Sondern Sie. Allerdings finden Sie die entscheidenden Antworten möglicherweise schneller in einem Coaching.

Möchten Sie sich vertraulich austauschen über Ihr Risiko, Ihre Erfahrungen aus kritischen Situationen und die Folgen konkreter Entscheidungen?

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