Die Machtmissbrauchsfalle Teil 2 Dr. Karin Rasmussen

Die Machtmissbrauchsfalle Teil2

Jeder Fall von Machtmissbrauch ist anders! Denn immer sind konkrete Persönlichkeiten die Akteure. Doch bei diesem Thema nur in Täter-Opfer-Kategorien zu denken, ist viel zu kurz gedacht. Denn es gibt immer mehr Beteiligte, als auf den ersten Blick ersichtlich. Allein schon die Schuldfrage zu klären, erweist sich schnell als Sisyphus- Aufgabe. Wer die Zusammenhänge genauer erfassen will, braucht den Mut, ganz heiße Eisen anzufassen.

Jeder Fall von Machtmissbrauch ist anders!

Denn immer sind konkrete Persönlichkeiten die Akteure. Doch bei diesem Thema nur in Täter-Opfer-Kategorien zu denken, ist viel zu kurz gedacht. Denn es gibt immer mehr Beteiligte, als auf den ersten Blick ersichtlich. Allein schon die Schuldfrage zu klären, erweist sich schnell als Sisyphus- Aufgabe. Wer die Zusammenhänge genauer erfassen will, braucht den Mut, ganz heiße Eisen anzufassen.

Denn Machtmissbrauch ist immer mehr als nur ein Akt, ...

… es ist ein Prozess, in dem Beziehungen zu einseitigem Vorteil genutzt werden. Die Nachteile in solchen Vorgängen sind allerdings ebenfalls breit verteil: Nicht nur der oder die unmittelbar Betroffene, sondern auch das Umfeld wird immer mit beschädigt beziehungsweise beschädigt sich selbst!

Wieso Machtmissbrauch in in seinen vielfältigen Formen immer Schaden auf mehreren Ebenen und in viele Richtungen zur Folge hat, wird kaum öffentlich diskutiert. Mit der Einschätzung, dass ein solches Verhalten schlecht und deshalb falsch ist, ist meistens Schluss. Geschwiegen wird darüber viel zu oft und viel zu lange aus Scham, aus Schuldgefühl und am häufigsten aus Angst vor nachteiligen Reaktionen, sobald man das Thema anzusprechen wagt. Denn neben der Schuldfrage (wer hat seine Macht missbraucht?) steht sofort auch der Gedanke, warum dies nicht verhindert oder sofort bei den ersten Anzeichen unterbunden wurde. Die Antwort muss ehrlicherweise in den meisten Fällen lauten: “Weil das niemand erwartet hat”.

Doch halt!

Wenn das nicht zu erwarten war, warum gibt es dann so viele Regeln, Vorschriften, Verbote und Gesetze, die Machtmissbrauch verhindern sollen? Meine Antwort: Weil wir nicht wahrhaben und deshalb nicht wahrnehmen wollen, dass sehr wohl sein kann, was nicht sein darf!

Deshalb schauen wir lieber weg, statt genauer hin. Deshalb sind wir überrascht und also unvorbereitet. Sogar dann, wenn so ein Machtmissbrauch direkt gegen uns selbst gerichtet ist, sind wir überrumpelt, haben es nicht kommen sehen. Kein Wunder also, dass wir uns jetzt hilflos fühlen. Denn wir haben keine Strategie, wie wir damit umgehen sollen.

Instinktiv möchten wir uns wehren. 

Doch wir ahnen auch, dass es dadurch schlimmer werden könnte. Instinktiv halten wir es für klüger, nicht sofort zu reagieren. Alles was uns im ersten Moment einfällt, um uns zu wehren, erscheint untauglich:

  • die Flucht zu ergreifen oder sofort zurückzuschlagen bringt nichts, denn der Machtmissbrauch ist ja schon geschehen

  • mit anderen darüber zu reden, ist peinlich

  • außerdem ist nicht sicher, ob das hilft

  • eventuell wird das auch mit Schuldumkehr beantwortet

  • die Angst, weiterem Machtmissbrauch ausgesetzt zu werden, wächst.

Leider ist Unschlüssigkeit das falsche Signal

– sowohl für uns selbst, denn diese Unschlüssigkeit greift unser Selbstvertrauen an, als auch für das machtmissbrauchende Gegenüber, denn sie lässt uns schwach erscheinen.

Das Ergebnis dieses ersten Schweigens ist neben dem Zeitverlust auch wachsender Druck mit gleichzeitig zunehmender Hoffnungs- und Mutlosigkeit. Unsere Energie verschwindet in der inneren Auseinandersetzung mit Selbstzweifeln und Angst. Es droht Leistungsabfall durch Ablenkung, Schlafstörung, eventuell Krankheit bis zur Depression.

In der Folge dieser Abwärtsspirale werden auch unsere Beziehungen zu unserem Umfeld belastet: Wir ziehen uns vielleicht zurück oder man sucht mehr Abstand zu uns, weil wir uns verändert haben. Das führt zu weiteren Angriffen wie “du lässt nach” oder “man sieht nichts mehr von dir”. Die Grübelei, wie das passieren konnte, hört nicht auf. Uns quälen immer wieder Zweifel, ob wir zu dieser Situation selbst beigetragen haben.

Wir brauchen dringend eine Strategie!

Nein, besser zwei: Eine zur Verarbeitung dessen, was uns widerfahren ist. Und eine zweite, um zu verhindern, oder zur Verhinderung beizutragen, dass Machtmissbrauch immer wieder möglich wird.

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